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Ich war immer, egal, wo ich gelebt habe, überzeugter Nutzer des jeweiligen ÖPNV.

Als ich vor inzwischen 23 Jahren nach Königswinter kam, war ich jedoch erstaunt (und letztlich fassungslos), wie unzureichend der ÖPNV hier im Kreis ist … schwache Taktung und maue Verbindungen zu sehr hohen Preisen. Und an dieser seltsamen Konstellation hat sich in all den Jahren nichts geändert. Ja, das Angebot ist in der Zeit sicherlich minimal besser geworden. Allerdings zu inzwischen absurd anmutenden Preisen. Wenn ich von hier rüber nach Friesdorf (und zurück) muss, zahle ich inzwischen 7,80 EUR (oder sogar 8,00 EUR?). Und meine Hoffnung, dass ich als demnächst „grauer Panther“ irgendein sinnvolles 60plus-Angebot nutzen kann, wie es andere Kommunen und Kreise zumindest für diese Altersgruppe durchaus anbieten, hat sich nach ausgiebiger Recherche auch sehr schnell erledigt. Kinders, so wird das nichts.

Von daher bin ich für alle Gedankenspiele, in dem Bereich grundsätzlich eine Neuordnung anzustreben und neue Modelle zu probieren, immer dankbar.

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Die SPD schlägt für den Nahverkehr vor, das Wiener Modell als Vorbild für das VRS-Gebiet zu nehmen. Der Fahrgast zahlt dort einen Euro pro Tag. Das Problem: Wer soll das finanzieren?

SPD will günstige Tickets für gesamtes VRS-GebietGA v. 28.05.19

Bei dem reflexartig geäußertem Gejammer, wer das denn bezahlen solle, fällt mir eine Geschichte aus meiner Berliner (genauer: noch „West-Berliner“) Zeit ein:

Nach viel hin und her hatten Senat und BVG eine für jeden im Abo erhältliche Netzkarte für 30 Mark(!), nicht personengebunden, sondern beliebig übertrag- und nutzbar, angekündigt. Natürlich unter großem Gejammer der Buchhalterfraktion in der Steuerberaterpartei. Wer das denn bezahlen solle, und dann noch übertragbar, da kauft ja nur einer, aber alle Familienmitglieder fahren damit. Die üblichen Bedenken halt.

Und was war? Das Ding war seinerzeit ein Riesenerfolg. Jeder, der auch nur annähernd in Erwägung zog, irgendwann mal das Auto stehen zu lassen und U-Bahn oder Bus zu nehmen, hat sich diese Karte geholt. Auch die Übertragbarkeit erwies sich nicht als Problem. Das Ding war so günstig, dass es allen sinnvoller erschien, eine eigene Karte zu haben, statt ein Weiterreichen zu organisieren. Und es war nicht nur günstig, sondern es war einfach. Und von daher: einfach genial.

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Wenn ich dann (auch wenn der Artikel schon 4 Monate alt ist) das Gehampel mit dem auch in Bonn grad stattfindenden Modellversuch lese … Himmel, wer denkt sich so einen Quatsch aus?

Das 365-Euro-Ticket können allerdings nur Neukunden beantragen, die seit mindestens einem Jahr kein Abonnement mehr bei den SWB haben. Außerdem ist es auf das Bonner Stadtgebiet beschränkt. Hintergrund dieser Einschränkungen sind nicht nur das gedeckelte Fördergeld, das für den Umstieg von Bestandskunden nicht ausreichen würde. Durch den Fokus auf die Bonner Grenzen erhofft sich die Stadt eine bessere Evaluierung. Für Herbst 2020 ist eine Analyse der verschiedenen Projekte angesetzt, aus der hervorgehen soll, welche Wirkung sie entfaltet haben.

Kritik an fehlender Werbung für Bonner KlimaticketGA v. 07.02.19

Wahrscheinlich braucht es doch einfach etwas stärkere Kaliber …
Senatorin will Zwangs-BVG-Ticket für AutofahrerBerl.-Morgenpost v. 02.06.19

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Kleines Schmankerl zum Schluß:
Am Sonntag (23.06.19) bietet der VRS im gesamten Verbundgebiet einen ticketfreien Tag … freie Fahrt für freie Bürger!