Eingebildete und andere Esel

2017 irgendwann:
Jemand erzählt mir von Plänen, u.a. mit lebensgroßen Eselfiguren von verschiedenen Stellen aus den Weg zum Museum zu weisen.

2017 September:
In einer Vorlage für den Ausschuß f. Schule, Kultur u. Städtepartnerschaft wird ein Maßnahmen-Grobkonzept vorgestellt, in dem es u.a. um die Esel-Figuren geht. Für die Umsetzung stehen Gelder bereit.

2018 September:
Mit der Herstellung soll noch in 2018 begonnen werden; Ausführung und Standorte sind geklärt. Finanzierung genehmigt. 2019 (vor Ostern) sollen die Esel stehen.

2019 März:
Schau an … an der Ecke zum Amtsgericht steht plötzlich ein Esel. Umgeben von diversen Zweibeinern der Dienststelle Kultur und einigen Jungs in Orange. Palaver.
Ich hatte die Aktion schon fast wieder vergessen. Sieht nett aus, der Esel. Als ich 15 Minuten später ein Foto machen will, ist der Esel jedoch wieder weg und die Ecke gänzlich verweist.
Mmh!

2019 Juli:
Museumsfest. Spätestens zu diesem Termin wären die Esel ja wohl sinnvoll gewesen. Als ich die Leute vom Museum zwischen Wein und Musik danach frage, rollen alle nur unisono mit den Augen; man möge sie doch bitte nicht darauf ansprechen. Keiner verstünde, wo das Problem liegt.

2019 Ende Juli:
Es kommt Bewegung in die Sache. Vielleicht hatte der Bürgermeister einfach nur seine Wiedervorlagen nicht im Griff. So oder so: Die ersten Esel stehen … am Marktplatz, an der Fußgängerzone und tatsächlich auch wieder am Amtsgericht.
Als ich dort ein paar Stunden später erneut vorbeikomme, haben sich zu dem Esel allerdings (wie damals im März) ein paar Kulturler und ein paar Jungs in Orange gesellt. Und: Der Esel (wieder demontiert) liegt mit ausgestreckten Beinen auf der Ladefläche eines Bauamt-Lasters. Als ich die Bauamtler im Vorbeigehen frage, ob das ihr Ernst sei, das Langohr schon wieder auf den Lkw zu legen, ernte ich nur feixendes Schulterzucken. Diese Art, die man als Ausführender entwickelt, wenn sich die Entscheider nicht entscheiden können.
Wie dem auch sei: Irgendwann später stand der Esel wieder, mit Schrauben fixiert und bald darauf bereits von den ersten Touristenkindern in Beschlag genommen.

2019 Mitte August:
Esel am Amtsgericht schon wieder weg!

Nun – in Anbetracht der immensen Unwägbarkeiten und der nach menschlichem Ermessen kaum zu bewältigenden Probleme, die die Aufstellung von acht Fieberglas-Langohren mit sich bringt (noch dazu bei dem wahrhaft sportlich gewählten Zeitfenster von lediglich zwei Jahren), kann man nur froh sein, dass die paar anderen zukunftsgestaltenden Aufgaben wie Stadtentwicklung, Wohnungsbau, Bevölkerungsentwicklung, Bildung und Verkehrsplanung nachgrade läppisch daherkommen und sicherlich von Rat und Verwaltung vorausschauend, zeitnah, intelligent und nachhaltig angegangen und gelöst werden.
Wer Esel kann, kann alles.
. . .
Bestimmt.
In Echtigkeit.
Hand aufs Herz und nicht gelogen.
*großer Seufzer*

 

Nachtrag … 16.August
So, der Gerichtsesel steht wieder. Vielleicht gab es einfach Probleme mit der Standfestigkeit und als Lösung neu fixierte Schraubgewinde im Boden.