Neues aus dem Sumpf

Der Stadtrat ist in der Zwickmühle: Ob er am umstrittenen Bebauungsplan nachbessert oder ihn aufhebt – so oder so droht der Stadt ein Rechtsstreit.

Baugebiet oder Biotop? Politik uneins … GA v. 27.01.19

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Mit einem Versuch, die formellen und eventuell auch die materiellen Fehler des bestehenden B-Plans zu heilen, ließe sich die Stadt auf ein Vabanquespiel ein“, teilte die Bürgerinitiative mit. Das könnte für Königswinter langwierig und sehr teuer werden. Finanziell würden dann über Jahre vor allem Anwälte und Gutachter profitieren.

Vabanquespiel – Initiative warnt … GA v. 28.01.19

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Über formelle Fehler und materielle Fehler, über Heilungen und Korrekturen.
Das sagen die Juristen … GA

Veränderungen

::: Café Dix

Seit Monaten wabert das Gerücht, Café Dix schließt. Um das Gerücht mal etwas grade zu rücken:
(1) Bis 30. April gibt es Donnerstags einen zusätzlichen Ruhetag.
(2) Ab 1. Mai ist das Café nur noch am Wochenende (Samstag/Sonntag) geöffnet.


::: Hotel Loreley

Das Haus, zurzeit in vierter Generation geführt, ist verkauft und macht Ende März dicht. (…) Nach Informationen des General-Anzeigers sollen die Hotelzimmer in den oberen Etagen in Wohnungen umgewandelt werden. Im Untergeschoss ist die gastronomische Nutzung im Bebauungsplan allerdings festgesetzt.

Ende einer Ära … GA v. 25.01,19

Beteiligung wagen

Die Wählerinitiative in Königswinter fordert mehr Bürgerbeteiligung. Sie fordern dafür die Einrichtung einer halben Stelle im Rathaus. Das Thema ist politisch umstritten.

Streit um mehr Bürgerbeteiligung … GA v. 20.01.19
Reizvolles Wagnis (Kommentar) … GA v. 20.01.19
„Kreativität der Bürger nutzen“ … GA v. 20.01.19

Vorab und um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich bin wahrlich kein Verfechter direkter Demokratie, sondern zutiefst überzeugt vom Prinzip repräsentativer Demokratie. Aber die Reaktionen auf den – ja durchaus gemäßigten – Vorschlag der KöWIs, einen Ansatz für ein wenig mehr Bürgerbeteiligung zu wagen, stellen einem (zumindest mir) schlichtweg die Haare hoch.

Roman Limbach, seines Zeichens stellvertretender CDU-Fraktionschef, scheint die letzten Jahrzehnte auf einem anderen Planeten verbracht zu haben. Als würde die Idee von Bürgerbeteiligung jetzt erstmalig vom Baum fallen. Und nun müsse man sich das vorsichtig anschauen, überlegen, was das überhaupt ist und was man damit wollen können würde. Himmel, hat da seit den Siebzigern oder Achtzigern tatsächlich niemals jemand im Rathaus darüber nachgedacht oder geredet? War das wirklich nie ein Thema?

Was das vermeintlich mangelnde Interesse der Bürger an Beteiligung angeht, erinnert mich das eher an die unselige Zeit in den Neunzigern, wo abgehalfterte Lufthansa-Manager die Führung der Bahn enterten, als erstes aus Kostengründen die Küchen im Speisewagen durch abgepackte Sandwiches ersetzten um dann zwei Jahre später zu sagen, seht Ihr, kaum jemand benutzt noch den Speisewagen, die Kunden haben kein Interesse an einem Speisewagen, lasst ihn uns am besten ganz abschaffen. Das Interesse von Bürgern durch den aktuellen Beteiligungsgrad an minimalistischen, gesetzlich erzwungenen, uninspiriert und vor allem uninspirierend durchgeführten Veranstaltungen zu definieren … Jesses :o(

Und dass unser Bürgermeister meint, vor Unheil für unsere repräsentative Demokratie warnen zu müssen, die dadurch nicht ausgehebelt werden dürfe … Himmel-Hergott-Sakra … geht es auch eine Nummer kleiner? Das ist ein Ausmaß an Phantasielosigkeit, das schon erstaunen muß.

Es geht doch erstmal darum, mehr Transparenz überhaupt erst zu ermöglichen, Überlegungen anzustoßen und ggf. dafür nötige Strukturen auszuloten. Dass ein solcher Prozess nicht mal eben nebenbei im Rahmen der Alltagsarbeit der Verwaltung oder gar ohne Management geht, liegt eigentlich auf der Hand. Und war bspw. gut sichtbar im Rahmen der Flüchtlingsarbeit, wo erst die entsprechende Stellenschaffung eine vernünftige Arbeit ermöglichte.

Als im Herbst die Kollegin aus Solingen bei einem Infoabend über das dortige Modell der Bürgerbeteiligung berichtete, war ich zugegebenermaßen im Vorfeld eher skeptisch. Aber tatsächlich war ihr Bericht erhellend und inspirierend. Nicht zuletzt grad weil die gute Frau aus der Verwaltung kam, eine langjährige Verwaltungshistorie hatte. Und eben auch ihre eigene anfängliche Skepsis und erwartete Schwierigkeiten darstellen konnte. Vielleicht wäre es ja eine gute Idee, die Jungs und Mädels aus Solingen mal zu einem informellen Gespräch auf ein Käffchen einzuladen. So von Verwaltungsprofi zu Verwaltungsprofi.

Grenzwertig

Königswinterer Politiker fassen Haushaltsbeschlüsse (GA v. 17.01.19)

Unter anderem wurde dabei auch über das bestehende CBL (Cross-Border-Leasing) geredet. Königswinter hat seinerzeit Kläranlage und Abwassernetz vermietet und zurückgemietet.

Drei Millionen Euro sind im Jahr 2003 in die Kasse der Stadt geflossen. Diese Summe war der sogenannte Barwertvorteil aus dem Cross-Border-Leasing-Geschäft mit einem amerikanischen Investor. Der damalige Erste Beigeordnete und heutige Bonner OB Ashok Sridharan unterzeichnete die Verträge über die Vermietung des städtischen Kanalnetzes in New York nach zweijährigen Verhandlungen.

Wenn man sich dann anschaut (und versucht, zu verstehen) was diese CBL-Geschäfte sind, weiß man nicht so recht, ob das Kopfschütteln in Lachen oder Weinen enden sollte. Geschäfte, deren Rendite sich ausschließlich aus Verlusten amerikanischer Finanzämter (vulgo: der Steuerzahler der USA) speisen. Und die auch schon vor 15 Jahren, als Königswinter sich daran beteiligt hat, nicht koscher waren.

Dass ich in diesem meinem Leben tatsächlich noch den ollen CSU-Günther Beckstein zitieren muss, hätte ich mir nicht träumen lassen …

Solche Modelle, die vor allem von der privaten Wirtschaft zur Realisierung von Steuervorteilen entwickelt wurden, eignen sich aber nicht für Kommunen. Sie führen dort zu unkalkulierbaren Risiken, die im Interesse der Bürgerinnen und Bürger nicht hingenommen werden dürfen. Außerdem entsteht in der Öffentlichkeit ein verheerendes Bild, wenn Kommunen auf Steuertricks hart an der Grenze der Legalität zurückgreifen und gleichzeitig von den Bürgern, die ohnehin viel Steuern zahlen müssen, Ehrlichkeit und hundertprozentige Gesetzestreue verlangt wird.

Pressemitteilung der Bayerischen Staatskanzlei v. 3.12.02, zitiert bei einer BI gegen CBL in Recklinghausen, das ganze aus dem Internet-Archiv gefischt.

Theater

Hier ein Nachtrag zur Wiederherstellung des Königswinterer Hofs (s. Beitrag vom 31.10.18: Der Hof ist fertig)… der WDR hat nun ein Dreieinhalb-Minuten-Filmchen der Lokalzeit Bonn in seine Mediathek gestellt. Abrufbar bis 09.01.2020.

In der Königswinterer Altstadt verbirgt sich ein kleines Schätzchen: der „Königswinterer Hof“, ein Lokal mit Theaterbühne. Da nach dem Krieg in Bonn alle Theaterbühnen zerstört waren, entwickelte sich der „Königswinterer Hof“ damals zum Publikumsmagneten mit Strahlkraft bis Bonn und Köln.

Sanierung im Theater Königswinter

Was haben Sonette …

… mit der Königswinterer Altstadt zu tun? Nun – erstmal natürlich nichts!

Aber morgen, am 11.01., veranstaltet der Kaufmannsladen wieder sein Literatur-Café. Und einer der Vortragenden dort macht in Sonetten.

Als Mitglied meiner Alterskohorte komme ich natürlich nicht drumrum, dabei sofort an die Neue Frankfurter Schule und den göttlichen Robert Gernhardt zu denken.
Sonette find ich sowas von beschissen …

Wer das vom Meister persönlich hören möchte:
Ein Filmchen von den Zugaben zu einer Lesung im Mai 1991 in Kiel. Dort ab ca. 2′ 50″ – aber eigentlich ist das ganze Filmchen nett. Von der Bildqualität mal abgesehen; ist ja auch bald 30 Jahre her … ;o)

Subversiv

Königswinter führt digitales Parkticket ein … (GA v. 22.09.18)
Digitales Parken jetzt auch in Königswinter möglich … (GA 22.12.18)
Parkgebühren digital mit dem Handy zahlen … (Pressemeldung der Stadt)

Die Idee ist:

Dauert der Arzttermin doch nur zehn Minuten statt der vermuteten und vorab eingegebenen zwei Stunden, kann die Parkdauer entsprechend reduziert werden. Oder: „Braucht ein Tourist länger auf den Drachenfels als gedacht, hat er die Möglichkeit, von unterwegs die Dauer zu verlängern“, nannte Kimberger ein weiteres Beispiel. Per App kann also quasi jederzeit von überallher an der „Parkuhr gedreht“ werden. Auf diese Weise umgeht der Autofahrer Knöllchen wegen Überziehens der Parkdauer.

Klingt erstmal, nun, sagen wir: Bequem.
Auch wenn mir persönlich das eher fremd ist, sehe ich durchaus einen potentiellen Nutzen. Dass aber die armen Ordnungsamtler nun bei jedem, wirklich bei jedem Auto ohne Zettel unter der Windschutzscheibe das Kennzeichen eintippeln müssen, um die Parkgebühr zu kontrollieren, scheint mir — Implikationen für den Datenschutz mal außen vor gelassen — doch ziemlich aufwändig. Und gleichzeitig uneindeutig.

So, wie die Anpassung der Zeit angedacht ist, müßte der Kontrolleur auf dem Rückweg nach zehn Minuten die gleichen Autos exakt nochmal abfragen … vielleicht habe ich mich ja zwischenzeitlich entschlossen, die Parkzeit doch einfach zu reduzieren?

Aber abgesehen davon: ist denn die Option, an der Parkzeit hin- und herdrehen zu können, eigentlich wirklich das Problem der Parkplatznutzer? Ist das Hauptproblem nicht eher, Kleingeld (und oftmals genötigt: passendes Kleingeld) zu haben? Wäre es da nicht weit sinnvoller, die Parkautomaten selbst »smart« zu machen? Zu ermöglichen, dass man mit der App am Automaten die Gebühren entrichten kann? Da würde ich einen wirklichen Mehrwert sehen.

Das dann im weiteren angedachte Parkleitsystem (»smarte« Hinweise auf freie Plätze inklusive Navigierung dorthin) ist in der Grundidee sicherlich vernünftig, aber gleichzeitig wird an dieser Stelle der gute Herr Kimberger von T-Systems auch unfreiwillig komisch:

Dabei muss nicht jeder Parkplatz ausgerüstet werden. „Wir benötigen die Sensoren nur unter zwei bis drei pro Straßenzug“, sagte Kimberger. Man mache sich da die künstliche Intelligenz zunutze. Wenn etwa auf dem hintersten Stellplatz unter der Drachenbrücke ein Fahrzeug parke, müsse der Parkplatz voll sein. „Da parkt ja sonst keiner freiwillig.“

Werter Herr Kimberger, falls diese Aussage jemals Basis eines Algorithmus werden sollte, wird das ein typischer Fall einer nicht brauchbaren künstlichen Intelligenz … ganz banal, weil Ihre Grundannahme schlicht und einfach falsch ist.

Das ist dann die natürliche Überlegenheit subversiven analogen Lebens.

Glauben Sie einem Hundebesitzer, der dort jeden Tag zwei- oder dreimal vorbeikommt ;o)

Weihnachten

Es gibt ja Lieder, die man vermeintlich satt gehört hat. Und Stille Nacht / Silent Night gehört für mich eindeutig dazu. Aber es ist wie immer: Letztlich entscheidet nur das Wer und das Wie.

Simon Wahl, der im Sommer ein wirklich sehr nettes Wohnzimmerkonzert im Sweet & Sticky gegeben hat, mit einem neuen Arrangement des Klassikers.

Silent Night | Simon Wahl

Nebenbei:
Der Pullover ist natürlich auch ein Klassiker
;o)

Man nehme …

Wer wegen eines ungewohnten Schwierigkeitsgrades bei den Plänen zu seinem Festtagsessen zaudert, sei an eine alte und zentrale Küchenweisheit erinnert:

Funktioniert fast immer ;o)

Leute

Mit so viel Begeisterung hatte Philipp Menzler gar nicht gerechnet, als er am 20. September 2018 das schmucke Café in der Hauptstraße 424 in Königswinter übernahm: „Toll, dass es wieder geöffnet ist!“, hörte er von allen Seiten.

Philipp Menzler | Kaffeekontor … (GA 06.12.18)

Gudrun Müller hat ein Faible für alles, was vintage, retro und verrückt ist. Die 62-Jährige betreibt das Sammelsurium in der Königswinterer Altstadt und verkauft „alles was die Fantasie tanzen lässt“.

Gudrun Müller | Sammelsurium … (GA 07.12.18)

Glubschis und Börsen

… zum halben Preis!

Manchmal braucht das Hirn bei handgeschriebenen Plakaten ja etwas länger, um aus einem ratlosen „Hä?“ ein irgendwie „Aha!“ zu machen. „Aha“ heißt in diesem Fall: Glubschis sind kuschelige Tierfiguren (inklusive Gattung Einhorn) mit gaaaaaaaaanz großen Augen. Und, ja, ein paar bunte Geldbörsen liegen auch mit im Schaufenster. Gemeinsam ist ihnen die manchmal zuckersüße Farbgebung.

Langer Rede kurzer Sinn:
Reintgen (Lotto, Tabak, Zeitschriften und ja, auch Glubschis und Börsen) in der Drachenfelsstraße schließt mit diesem Weihnachten die Pforten. Mein bevorzugter Dealer für Rauchwaren und ab und an bürgerliches Wochenendglücksspiel verschwindet aus dem Straßenbild. Ich hab grad mal ganz grob überschlagen, wie nach 22 Jahren mein Kundenkonto bei Reintgen aussieht … würde locker für einen gehobenen Mittelklassewagen reichen … ;o)

Danke!

Deftig

Geschichten und Musik aus West-Irland
Freitag, 30.11.18, 19:30 … Forum Palastweiher

Die VHS als Mitveranstalter (neben dem SKSK) läßt sich zu einer augenzwinkernden Warnung hinreißen:
Inhaltlich geht es zuweilen recht drastisch zur Sache. Insofern sind diese Erzählungen eher für Erwachsene geeignet als für Kinder.

Also nichts wie hin! Allerdings – auch wenn mein Arzt jetzt wieder schimpft – es gibt einfach Veranstaltungen, die ich mir ohne Alkohol und Tobak und einen urigen Tresen nicht wirklich vorstellen kann … ;o)

Genaueres hier im Veranstaltungskalender.

Steht ein Häuschen an der Bahn …

(…)
Tag und Nacht, in schnellem Flug
braust vorüber Zug um Zug.
Jedesmal bei dem Gebraus
zittert leis das kleine Haus.
(…)
Rauch, Gestampf, Geroll, Geschrill.
Alles wieder totenstill.
Tag und Nacht dröhnt das Gleis.
Einsam Häuschen zittert leis.

– Christian Morgenstern –

 

Der neue Eigentümer des Bahnhofs, Oliver Schell, will den Konditorei-Betrieb im Mai aufnehmen. Den Bau von Wohnungen hat die Stadt aber nicht erlaubt: wegen der vorbeiratternden Züge. (…) Eigentlich sollte am 1. Juni 2018 im alten Wartesaal des Königswinterer Bahnhofs eine Konditorei mit Café eröffnen. So hatte es der Eigentümer Oliver Schell im Frühjahr 2017 geplant. Der Termin ist lange verstrichen. Doch jetzt kommt endlich Bewegung in die Sache.

Café zieht in den WartesaalKonditorei entsteht am Königswinterer Bahnhof

Und wer vorab sehen möchte, womit sich die demnächst dort zaubernde Konditorin, Pâtisseurin, Süßbäckerin (wie auch immer) bis zur Eröffnung so beschäftigt, möge einen Blick auf ihre Facebookseite werfen:
Sarah’s Konditorei

Über den falschen Apostroph reden wir ein anderes mal … ;o)