Subversiv

Königswinter führt digitales Parkticket ein … (GA v. 22.09.18)
Digitales Parken jetzt auch in Königswinter möglich … (GA 22.12.18)
Parkgebühren digital mit dem Handy zahlen … (Pressemeldung der Stadt)

Die Idee ist:

Dauert der Arzttermin doch nur zehn Minuten statt der vermuteten und vorab eingegebenen zwei Stunden, kann die Parkdauer entsprechend reduziert werden. Oder: „Braucht ein Tourist länger auf den Drachenfels als gedacht, hat er die Möglichkeit, von unterwegs die Dauer zu verlängern“, nannte Kimberger ein weiteres Beispiel. Per App kann also quasi jederzeit von überallher an der „Parkuhr gedreht“ werden. Auf diese Weise umgeht der Autofahrer Knöllchen wegen Überziehens der Parkdauer.

Klingt erstmal, nun, sagen wir: Bequem.
Auch wenn mir persönlich das eher fremd ist, sehe ich durchaus einen potentiellen Nutzen. Dass aber die armen Ordnungsamtler nun bei jedem, wirklich bei jedem Auto ohne Zettel unter der Windschutzscheibe das Kennzeichen eintippeln müssen, um die Parkgebühr zu kontrollieren, scheint mir — Implikationen für den Datenschutz mal außen vor gelassen — doch ziemlich aufwändig. Und gleichzeitig uneindeutig.

So, wie die Anpassung der Zeit angedacht ist, müßte der Kontrolleur auf dem Rückweg nach zehn Minuten die gleichen Autos exakt nochmal abfragen … vielleicht habe ich mich ja zwischenzeitlich entschlossen, die Parkzeit doch einfach zu reduzieren?

Aber abgesehen davon: ist denn die Option, an der Parkzeit hin- und herdrehen zu können, eigentlich wirklich das Problem der Parkplatznutzer? Ist das Hauptproblem nicht eher, Kleingeld (und oftmals genötigt: passendes Kleingeld) zu haben? Wäre es da nicht weit sinnvoller, die Parkautomaten selbst »smart« zu machen? Zu ermöglichen, dass man mit der App am Automaten die Gebühren entrichten kann? Da würde ich einen wirklichen Mehrwert sehen.

Das dann im weiteren angedachte Parkleitsystem (»smarte« Hinweise auf freie Plätze inklusive Navigierung dorthin) ist in der Grundidee sicherlich vernünftig, aber gleichzeitig wird an dieser Stelle der gute Herr Kimberger von T-Systems auch unfreiwillig komisch:

Dabei muss nicht jeder Parkplatz ausgerüstet werden. „Wir benötigen die Sensoren nur unter zwei bis drei pro Straßenzug“, sagte Kimberger. Man mache sich da die künstliche Intelligenz zunutze. Wenn etwa auf dem hintersten Stellplatz unter der Drachenbrücke ein Fahrzeug parke, müsse der Parkplatz voll sein. „Da parkt ja sonst keiner freiwillig.“

Werter Herr Kimberger, falls diese Aussage jemals Basis eines Algorithmus werden sollte, wird das ein typischer Fall einer nicht brauchbaren künstlichen Intelligenz … ganz banal, weil Ihre Grundannahme schlicht und einfach falsch ist.

Das ist dann die natürliche Überlegenheit subversiven analogen Lebens.

Glauben Sie einem Hundebesitzer, der dort jeden Tag zwei- oder dreimal vorbeikommt ;o)